*Sommernachtstraum-Theater St.Gallen | Oper und Kultur

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Sommernachtstraum - Theater St.Gallen

Handfeste Sommerträume

Josef E. Köpplinger inszeniert als neuer Schauspiel-Direktor am Theater St.Gallen "Ein Sommernachtstraum" von William Shakespeare. Dass es diese Komödie des Wortmeisters faustdick hinter den Ohren hat, beweist das Ensemble mit eindeutigen Zweideutigkeiten und schreiend komischem Witz.

Cembaloklänge aus dem Foyer
Maskierte Gestalten mit elisabethanischen Halskrausen tanzen in Gruppen, winden sich um Säulen, Treppen und Zuschauer und muten dabei gespenstisch an. Dazu hat Kostümbildnerin Marion Schneider mit ihrem Team Übergänge geschaffen. Vom Gestern zum Heute und von der Realität zur Traumwelt. Genauso schafft der Empfang durch das Ensemble samt Tanzkompanie des Theaters St.Gallen unter der Leitung von Philipp Egli einen Übergang hin zur Bühne wo kein Vorhang die Sicht verbirgt und bereits buntes Treiben herrscht.

Buntes Treiben

Bunt treiben es auch die Schauspielerinnen in der Inszenierung von Shakespeares "Ein Sommernachtstraum". Oft so bunt, dass die Zuschauer zwischen den Lachern hier und da scherzhaft empört aufschnaufen. Mit seiner Inszenierung zeigt der neue Schauspieldirektor Josef E. Köpplinger, wie viel handfester Sex neben Witz und Leben in Shakespeares Texten stecken. Die bringen in ihrer meisterhaften Formulierung auch heute noch zum staunen. Drei Welten fliessen in seinem Stück ineinander und schaffen Verwirrung. Nämlich die Welt der Athener, Waldfeen und Handwerker, die im Wald ihr Stück proben.

Erst verschmäht, dann geliebt

Die Athenerin Hermia (Yara Blümel) liebt Lysander, ganz zum Missfallen ihres Vaters Egeus (Hans Rudolf Spühler), der sie mit Demetrius (Roman Schmelzer) verheiraten will. Demetrius liebt Hermia, je mehr sie ihn verabscheut. Er wird aber von Helena in Liebe verfolgt. Sie fliehen und verfolgen sich alle vier in den Wald, wo sie unbemerkt dem Spiel vom närrischen Puck (Livio Ceccini) zum Opfer fallen. Puck wird von Elfenkönig Oberon (Christian Hettkamp) angeleitet, der seine Zauberblume erst an den Athenern ausprobieren will, bevor er sich damit an Elfenkönigin Titania (Dagmar Hellberg) rächt.

Begehrte Verwandlung

Sie nämlich enthält ihm einen Knaben aus ihrem Gefolge vor, in den sich Oberon verguckt hat. So verwandelt er kurzerhand Zettel (Jens Schnarre) aus der Truppe der Handwerker in einen Esel. Noch bevor Oberon Titania im Schlaf den Saft seiner Zauberblume in die Augen träufelt, der sie veranlasst den ersten, der ihr bei Aufwachen begegnet, zu lieben. Puck stiftet indessen mit der Zauberblume bei den Athenern Verwirrung, so dass plötzlich Helena, erst von allen verschmäht, plötzlich beide jungen Athener an Hals und Busen hat.

Elisabethanische Klänge
Shakespeares anspruchsvoller Text wird dabei von den Protagonisten in meisterlicher Leichtigkeit so vorgetragen, dass sich nie die Verständlichkeit nie in Frage stellt.
Die Bühne ein malerischer Wald, in dem sich grüne Lichtsäulen als Baumstämme bewegen, erhält durch die Sängerinnen und Sänger erholsame Pausen zwischen den Handgreiflichkeiten. Und auch die Tanzkompanie bietet Augenweiden in Reinheit und Verderbtheit - den beiden Seiten der Liebe.


Für die Rolle des Puck erhielt Livio Cecini den Preis der Armin-Ziegler-Stiftung für hervorragende Schweizer Nachwuchskünstler.

Carmela Maggi
Kulturtipp vom 29. September 2004