Portrait: Susanne Gritschneder
Intimität der Kammermusik
Mit Susanne Gritschneder hat sich das Theater St.Gallen ein herausragendes Talent mit voller und warmer Contralto-Stimme im Ensemble gesichert. Dass sie neben ihren Opernrollen, die sie schauspielerisch und stimmlich veräusserlicht, auch ganz feine Töne ausleben kann, wird sie am 16. Februar im Rahmen der Reihe „Sonntags um 5“ in einem Kammermusik-Konzert gemeinsam mit dem Concorda-Quartett zeigen. Dafür hat der Dirigent Stéphane Fromageot die Mahler-Orchesterlieder in eine neue Fassung für Klavierquartett gebracht.
Eigenes Arrangement
Als Studienleiter und Dirigent Stéfane Fromageot Susanne Gritschneder dazu anregte, gemeinsam ein Lied-oder Kammermusikprojekt aufzustellen, ahnte er wohl noch nichts von den arbeitsintensiven Vorbereitungen. „Im Laufe des Gesprächs kamen wir auf mein Kernrepertoire, vor allem Mahler“, so Gritschneder, „da habe ich ja schon einiges vorgetragen, wie die Kindertotenlieder, Des Knaben Wunderhorn und die Lieder eines fahrenden Gesellen.“ So kamen sie also auf die Friedrich-Rückert Lieder. Stéphane Fromageot, als Arrangeur sehr erfahren, musste jedoch die Orchesterfassungen in eine eigenständige Version für Klavierquartett bringen. In Zusammenarbeit mit Gritschneder hat er deshalb die Mahler-Lieder für Streicher und Klavier neu arrangiert. Dabei orientierte er sich vor allem an Klavierquartetten aus der Zeit von Brahms und integrierte diese Tonsprache in die eigene Fassung. „Meine Liebe zu Mahler und Stéphanes Liebe zur Stimme half diese eigenständige Arbeit zu gebären“, erzählt Gritschneder. „Wir haben uns überlegt, ob wir einen bestehenden Zyklus für Streicher und Stimme nehmen, dadurch kamen verschiedene Werke zur Diskussion. Dann wollten wir doch lieber etwas Eigenständiges machen, und auf jeden Fall musste es etwas Schönes von Mahler sein. Etwas, das zu meinem Repertoire, meiner tiefen Mezzo-Lage und nicht zuletzt zu einem Konzertabend passt.“
„Echter Kammermusik-Moment“
Im Laufe des Kammermusikkonzertes wird das Concorda-Quartett mit dem Streichquartett Nr.13 a-Moll D 804 "Rosamunde" von Franz Schubert beginnen, darauf folgen das gleichnamige Klavierlied sowie die für Klavierquartett neu arrangierten Rückert-Lieder von Gustav Mahler.„Ein echter Kammermusik-Moment!“, was Susanne Gritschneder, deren Leidenschaft ebenso den grossen Orchesterliedern von z.B. Wagner, Berlioz und Strauss gilt, bei der Planung wichtig war. Als Opernsängerin ist es ihr wichtig, auf der Bühne zu stehen und den Gesang zusammen mit dem Schauspiel zu empfinden. Genau so wichtig sei es ihr aber, die Stimme wieder zurück in den kammermusikalischen Rahmen zu bringen.
"Es gilt durch Feinheit und differenzierte musikalische Gestaltung Intimität zu erzeugen, welche über rein veräusserlichte Darstellung hinausgeht und tiefe Seelenkomponenten zum Ausdruck bringt." Dies seien gute Übungen, die sich gegenseitig befruchten. Die Herzensqualität aus den Kammermusik-Momenten sei auf der Bühne wertvoll, während im umgekehrten Weg die Bühnenerfahrung in die
Kammermusik eingebunden werden könne.
Vielseitigkeit als Weg zum Grossen Ganzen
Deshalb sei es ihr wichtig, alle Genres ausleben zu können. Bühne, Kammermusik und genauso die Oratorien-Werke. „Diese haben durch ihren geistlichen Rahmen eine besondere und wichtige Kraft. Sie gehören für jeden Sänger zur Lehrerfahrung dazu, die diesen immer weiter bringt! Jedes Genre ist Schule und Erfahrung, die notwendig ist, um letztlich das Grosse Ganze zu haben.“ Dies sei ihr wichtig, um den Blick zu öffnen und Einseitigkeit zu vermeiden. Ausblick in dieser Saison ist Susanne Gritschneder in der glücklichen Lage, alles machen zu können.
Zahlreiche Opernrollen, Kammermusikkonzerte und ein besonderes geistliches Konzert am 12. und 13. April in der Kirche St.Laurenzen.
„Das Palmsonntagskonzert hat Tradition und ist renommiert in St.Gallen." Letztes Jahr führte die Altistin gemeinsam mit dem Oratorienchor und dem Sinfonieorchester Händels Messias auf. Dieses Jahr wurde ein Programm zusammengestellt, in dem das Ende der beiden Weltkriege in Erinnerung gerufen wird. Darin sind Werke zu hören von Brahms
(Schicksalslied), Korngold (Abschiedslied) und vor allem von Hans Krása, der in Theresienstadt interniert war und 1944 getötet wurde.
„Die Erde ist des Herrn, ein sehr berührendes Werk von ihm.“
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Susanne Gritschneder
in München geboren ist Preisträgerin internationaler Wettbewerbe. Ihr Gesangstudium schloss sie an der Hochschule der Künste in Bern mit Auszeichnung ab. Sie ist Erste Preisträgerin der Kiefer Hablitzel Stiftung und des Schweizer Tonkünstler Verbandes, Preisträgerin des Gesangwettbewerbs der Richard Strauss Gesellschaft 2009 und wurde zur Nachwuchssängerin 2010 der zentralen Bühnenvermittlung Deutschlands gewählt.
(Bildrechte gehören der Künstlerin)
Carmela Maggi
Interview zum Konzert "Sonntags um 5" in der Tonhalle St.Gallen
4. Februar 2014